May 11 / Dr. Sophia Wilk-Vollmann

ERYSIPEL NACH SKINBOOSTER

Was passiert, wenn etwas passiert

Dein Patient kommt zwei Tage nach einer Skinboosterbehandlung mit geröteter, überwärmter Wange in die Praxis zurück. Kein Fieber, aber zunehmender Schmerz. Im ersten Moment wirkt es wie ein lokales Hämatom, im zweiten zeigt sich: Es ist mehr.

In diesem Beitrag analysieren wir einen dokumentierten Fall aus der Praxis: Ein Patient entwickelt nach einer Skinboosterbehandlung ein Erysipel. Wir schauen auf Verlauf, klinische Einschätzung und therapeutisches Vorgehen – und was wir aus dem Fall gelernt haben.


Komplikationen sind kein Ausnahmefall. Sie erfordern denselben Anspruch wie jede medizinische Entscheidung: Klare Einschätzung, sichere Handlung, aufmerksame Nachsorge.
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Wie es dazu kam

Der Patient stellte sich in unserer Praxis zur Skinbooster-Behandlung der unteren Gesichtshälfte vor. Die Indikation wurde nach ausführlicher Anamnese, Beratung und Gesichtsanalyse gestellt. Es bestanden keine relevanten Vorerkrankungen oder Dauermedikation. Eine vergleichbare Behandlung war bereits in der Vergangenheit komplikationslos erfolgt.

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Die Behandlung wurde unter Einhaltung aller hygienischen Standards durchgeführt. Nach mehrfacher Desinfektion des Areals erfolgte die Applikation mittels spitzer Technik mit 31G Nadel. Es zeigten sich keine unmittelbaren Auffälligkeiten oder Unverträglichkeiten.


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Am dritten Tag nach der Behandlung meldete sich der Patient mit einer zunehmenden einseitigen Rötung im Bereich der linken Wange. Das klinische Bild sprach für ein beginnendes Erysipel. Systemische Symptome bestanden zu diesem Zeitpunkt nicht. Aufgrund fehlender Penicillinallergie wurde umgehend eine antiinfektive Therapie mit Penicillin eingeleitet.Die Rötung bildete sich innerhalb kurzer Zeit unter der antibiotischen Behandlung deutlich zurück, sodass eine ambulante Weiterbehandlung möglich war. Eine stationäre Vorstellung wurde erwogen, letztlich aber nicht notwendig – insbesondere da keine Allgemeinsymptome oder Ausweitung des Prozesses auftraten.


Im weiteren Verlauf berichtete der Patient von bereits bekannten wiederkehrenden Hautveränderungen, die bereits dermatologisch abgeklärt worden waren. Ein konkreter immunologischer oder systemischer Hintergrund ließ sich nicht sichern, jedoch wurde eine generelle Barrierestörung der Haut diskutiert.
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Was ist ein Erysipel?

Ein Erysipel, auch bekannt als Wundrose, ist eine akute bakterielle Infektion der oberen Hautschichten, verursacht meist durch β-hämolysierende Streptokokken Gruppe A.


Klinische Merkmale:
  • Flächenhafte, scharf begrenzte Rötung der Haut
  • Überwärmung und Schmerzen im betroffenen Areal
  • Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl
  • Schwellung der regionalen Lymphknoten
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Allgemeine Therapieoptionen

Die antiinfektive Therapie des Erysipels erfolgt leitlinienbasiert in Abhängigkeit vom Schweregrad, der Lokalisation und bestehenden Vorerkrankungen. Ziel ist es, β-hämolysierende Streptokokken als häufigste Erreger zuverlässig zu erfassen. 

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In unkomplizierten Fällen ohne systemische Zeichen kann eine orale Behandlung ausreichend sein, während in schweren oder ausgedehnten Verläufen eine parenterale Initialtherapie empfohlen wird. Mittel der ersten Wahl sind Penicilline. 

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Je nach Schwere und Verlauf können sie oral oder parenteral verabreicht werden. Im Fall einer Allergie gegen Penicilline wird Clindamycin als erste Wahl empfohlen.

Die Therapiedauer beträgt in der Regel 5–10 Tage, je nach klinischem Verlauf. Zusätzlich sollte eine symptomatische Therapie erfolgen, z. B. mit Kühlung, Hochlagerung und Schmerzreduktion. Lokale Antiseptika oder chirurgische Maßnahmen sind beim Erysipel selten indiziert, können aber im Verlauf bei sekundärer Abszedierung erforderlich werden (1) (scrollen zum weiterlesen  ).

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Wichtiger HinweisDieser Fallbericht mit Therapieoptionen dienst ausschließlich der Falldarstellung und soll Deine Aufmerksamkeit hinsichtlich Diagnostik und Therapie schärfen. Eine individuelle Therapieentscheidung muss immer auf Basis der aktuellen Anamnese, klinischen Befunde, lokaler Resistenzlage sowie nach sorgfältiger ärztlicher Abwägung erfolgen. Bitte beachte, dass die zitierte Leitlinie abgelaufen ist. Wie bei jeder antiinfektiven Therapie empfehlen wir die Auswahl der Medikamente anhand des Patient:innenzustandes, der hausinternen antibiotic stewardship Empfehlungen und Resistenzlagen.

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Wann ist eine stationäre Aufnahme erforderlich?

In bestimmten Fällen sollte bei einem Erysipel eine stationäre Aufnahme erwogen werden, insbesondere, wenn der Verlauf kompliziert oder Risikofaktoren vorliegen. Dazu gehören:

  • Reduzierter Allgemeinzustand oder das Vorliegen systemischer Symptome (z. B. Fieber, Schüttelfrost)
  • Bekannte oder vermutete Immunsuppression (z. B. bei Diabetes mellitus, Tumorerkrankungen, systemischer Medikation)
  • Ausbreitung der Infektion trotz adäquater antiinfektiver Therapie
  • Beteiligung sensibler Regionen, insbesondere im Gesicht – hier sollte bereits frühzeitig eine stationäre Überwachung erfolgen, insbesondere bei periorbitaler Lokalisation
  • Unklare systemische Zeichen oder fehlende Besserung nach 48 Stunden ambulanter Behandlung

Gerade im Gesichtsbereich kann ein Erysipel rasch fortschreiten und Komplikationen wie eine orbitale Ausbreitung oder eine Sinusvenenthrombose nach sich ziehen. Daher ist hier eine engmaschige Überwachung und ggf. frühzeitige stationäre Vorstellung indiziert.

Hinweis: Die endgültige Entscheidung zur stationären Aufnahme erfolgt individuell und orientiert sich am klinischen Verlauf, an Komorbiditäten sowie an der Einschätzung durch Dich als behandelnden Ärztin bzw. Arzt.
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Was ich daraus gelernt habe

Auch bei korrekt durchgeführten Behandlungen und gesunden Ausgangsbedingungen kann es zu infektiösen Komplikationen kommen. Gerade beim Auftreten von unspezifischen oder systemisch unklaren Hautreaktionen in der Vorgeschichte sollten Hinweise auf eine gestörte Hautbarriere oder subklinische Immunsuppression ernst genommen werden.


Komplikationen wie ein Erysipel nach ästhetischen Behandlungen sind selten, aber ernst zu nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend für den Behandlungserfolg und die Vermeidung schwerwiegender Folgen.

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Tipp aus der Praxis: Nach der Behandlung ist auf eine sorgfältige Nachsorge zu achten. Das schließt den Verzicht auf Make-up unmittelbar nach der Injektion, das Meiden von Berührungen im Behandlungsareal und das Einhalten der hygienischen Empfehlungen mit ein. Bitte wiederhole diese Hinweise im Aufklärungsgespräch explizit und gebe sie schriftlich Deinen Patient:innen mit.

Auch bei korrekt durchgeführten Behandlungen und gesunden Ausgangsbedingungen kann es zu infektiösen Komplikationen kommen. Gerade beim Auftreten von unspezifischen oder systemisch unklaren Hautreaktionen in der Vorgeschichte sollten Hinweise auf eine gestörte Hautbarriere oder subklinische Immunsuppression ernst genommen werden.


In unserem Grundkurs Dermalfiller vermitteln wir umfassendes Wissen über den sicheren Umgang mit Dermalfillern, einschließlich der Erkennung und Behandlung von Komplikationen. Du lernst, wie Du Risiken minimierst und im Ernstfall richtig reagierst.

Literaturverzeichnis

1. AWMF (2019): S2k-Leitlinie 082-006 – Rationale parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen. AWMF-Register Nr. 082-006. Verfügbar unter: Link 

Weiterführende Literatur

Gelbe Liste: Erysipel – Symptome, Diagnostikm Therapie: Link
MSD Manual
: Erysipel – Erkrankungen der Haut: Link
Merck Manuals
: Cavernous Sinus Thrombosis: Link